Ausgabe Mittwoch, 23 Juli 2025
Heizöl und Diesel erleben sprunghafte Preisbewegungen
Die Märkte befinden sich im Spannungsfeld geopolitischer Entwicklungen und handelspolitischer Entscheidungen. Die US-Regierung
erhöht den Druck auf die Handelspartner durch Strafzölle und kurze Übergangsfristen bis 1. August, während die Weigerung des Fed,
den Leitzins zu senken, zusätzlich Verunsicherung schafft.
Nach einer kurzen Zwischenkorrektur setzte der Dollar seine Abwärtsbewegung fort. Extrem zeigte sich die Volatilität im Ölpreis,
Brent-Rohöl erreichte am 14. Juli ein Dreiwochenhoch von 71.53 $ je Fass, verlor jedoch im weiteren Verlauf deutlich an Boden. Die
initiale Preisrally basierte auf der Erwartung neuer Sanktionen gegen Russland. Der Kursrückgang spiegelte hingegen die Unsicherheit
im Zusammenhang mit der laufenden Frist von fünfzig Tagen zur Beendung des Ukrainekonflikts. Zur Wochenmitte fiel der Preis bis
auf 67.71 $, bevor sich der Kontrakt zum Freitagsschluss auf 69.28 $ je Fass erholte. Zusätzlich trugen Drohnenangriffe auf
nordirakische Ölfelder zu einer Erhöhung der geopolitischen Risikoprämie bei. Vorderhand zeigen die Sanktionsankündigen der USA
und der EU gegen Russland aber nur begrenzte Wirkung, doch dank Sekundärzöllen von 100% oder mehr könnten Indien und China
auf längere Frist als Abnehmer russischen Öls wegfallen. Kurzfristig verzeichnete der Ölmarkt zum Wochenstart erneut schwächere
Preise – Brent notierte am Dienstagmittag bei etwa 68.60 $ je Fass.
Bei den Ölprodukten Heizöl und Diesel war die Reaktion besonders heftig. Geringe Lagerbestände in den europäischen Seehäfen
führten zu sprunghaften Preisbewegungen. Am Freitag kostete der Spot-Kontrakt August für ICE-Gasoil bis zu 763 $ je Tonne.
Verschiffungen aus Europa nach Amerika und Asien lassen die europäischen Bestände abnehmen. Besonders bemerkenswert ist der
stark ausgeweitete Spread zwischen dem August- und dem Septemberkontrakt. Am Dienstag lag die Prämie für sofortige Lieferung bei
24 $ je Fass. Die resultierende Backwardation signalisiert eine akute Verknappung im kurzfristigen Markt und stellt viele Händler vor
Herausforderungen.
Der europäische Getreidemarkt gab auch ein Lebenszeichen von sich. Der Futterweizenkontrakt an der Euronext-Matif stieg zum
Wochenstart auf den höchsten Stand seit fast einem Monat, bis auf 204 € je Tonne. Bis Dienstagmittag lag der Weizenpreis bei 201.50
€ etwas tiefer. Die Trockenperiode wurde nun durch teils ergiebige Regenfälle abgelöst, die die Erntearbeiten verzögern. Während der
Ertrag in Deutschland und Frankreich deutlich über dem Vorjahr liegt, bleibt die Qualitätsfrage weiterhin ein Thema.
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